Das Schreiben half mir zum einen durch eine schwere Zeit, brachte mir eine Menge neue Freundschaften und veränderte dadurch meine Sicht auf das Leben grundlegend. Rückblickend weiß ich: Bücher und das Schreiben waren mein Rettungsanker.

Diagnose Hirntumor

Als ich die Diagnose Hirntumor bekam, brach für mich eine Welt zusammen. Ich fiel in ein tiefes Loch und zog mich von allem zurück. Mir ging es zu der Zeit immer schlechter. Nicht nur, dass mein Körper versagte, auch meine sozialen Kontakte brachen immer mehr ab. Mein Umfeld konnte mit meiner Krankheit nicht umgehen und zog sich aus Betroffenheit ebenfalls zurück.

Bis dahin war ich ein lebensbejahender, quirliger, wissbegieriger Mensch gewesen, der ständig Neues ausprobierte und gerne mit Freunden etwas unternahm. Nichts war mehr wie bisher.

Meinen Alltag zu bewältigen fiel mir immer schwerer. Ich versuchte mich abzulenken und verbrachte viel Zeit vor dem Fernseher. Nur konnte mein Gehirn die Abfolge der schnellen Bilder und Informationen zunehmend schlechter verarbeiten. Lesen hingegen fiel mir leichter. Da konnte ich das Tempo selbst bestimmen und zur Not auch Texte zweimal lesen. Ich hatte schon immer viel gelesen, doch meine Liebe für Bücher steigerte sich auf ein neues Level.

Nun wollte ich selbst ein Buch schreiben.

Plötzlich wollte ich nicht nur lesen, um mich abzulenken, nein, ich wollte selbst ein Buch schreiben. Ich hatte etwas, wofür es sich lohnte, zu leben, und klammerte mich an diesen Wunsch fest. In meinem Kopf entstanden unzählige Ideen und Geschichten und erste Notizen dazu.

Ich fragte mich immer wieder: „Wie zum Teufel schreibt man ein gutes Buch?“ Bin ich gut genug? Will das überhaupt jemand lesen? Ich entwarf meinen ersten Plot und ein Grundgerüst für einen Roman. Doch mich überkamen immer mehr Selbstzweifel.

Meine Recherche begann.

Ich durchforstete das Internet, las unzählige Schreibratgeber und belegte Kurse. Langsam aber sicher nahmen meine Ideen immer mehr Gestalt an. Natürlich dachte ich gleich groß und wollte eine Fantasy-Reihe schreiben. (Heute denke ich manchmal, mein Entusiasmus ging da wohl etwas mit mir durch. 🙂 ) Ich entwickelte eine eigene Fantasywelt und Charaktere dazu und begann zu schreiben.

Doch mein Körper streikte.

Inzwischen ging es mir gesundheitlich immer schlechter und das Schreiben stockte. Immer wieder musste ich pausieren. Meine Konzentration ließ nach und meine rechte Körperhälfte zeigte erste Lähmungserscheinungen.

Aufgeben war keine Option.

Immer wieder arbeitete ich sporadisch an meiner Fantasy-Reihe. Geplagt von ständigen Schmerzen und Konzentrationsschwierigkeiten ging es nur langsam voran. (Wie heißt es so schön: „Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen.“) Das Ziel, meine Reihe zu veröffentlichen, half mir jedoch, weiterzuschreiben. Ich kämpfte jetzt nicht nur gegen meinen Körper, sondern auch gegen mein Umfeld. Keiner verstand, warum ich mir das antat, doch ich biss mich durch und hatte weiterhin mein Ziel vor Augen.

Lektorat & Korrektorat

So schaffte ich es, den ersten Teil der Fantasy-Reihe fertigzuschreiben und zu überarbeiten. (Ich platzte fast vor Stolz.) Doch war die Geschichte gut genug? Wie zum Teufel veröffentlicht man selbst einen Roman? Schließlich wollte ich bei meinem ersten Buch nichts falsch machen.

Ein Roman als Probelauf musste her. Mittlerweile diktierte ich meine Texte mehr, als dass ich sie schrieb. So entstand ein Liebesroman, den ich an eine andere Autorin zum Lektorieren gab. Im Nachhinein erwies sich das als großer Fehler. Nicht nur, dass sie die Perspektive der Geschichte ändern wollte, nein, sie versuchte mir auch ihren Schreibstil aufzudrücken. In meiner Unerfahrenheit versuchte ich, ihre Ratschläge umzusetzen.

Das Resultat war katastrophal.

Ein Jahr Schreibflaute.

Schlimmer noch, der Roman war für mich verbrannt. Durch das ständige Umschreiben und das Verändern der Perspektive hatten die Dialoge an ihre Spritzigkeit verloren und auch die Hauptcharaktere agierten nun anders als ursprünglich von mir geplant. Alles fühlte sich falsch an. Die Geschichte war nicht mehr meine Geschichte und immer mehr Selbstzweifel nagten an mir. Konnte ich überhaupt schreiben? War ich eine gute Autorin oder hatte ich mich selbst überschätzt?

Es dauerte sage und schreibe ein Jahr, bis ich wieder ins Schreiben kam.

Ich musste meine Schreibstimme wiederfinden.

Erst als ich beschloss, etwas Neues auszuprobieren, kam ich wieder ins Schreiben. Während einer Challenge in der Autorencommunity entstand innerhalb von zwei Stunden die Kurzgeschichte „Nannerls Symphonia“. Sie schaffte es später sogar in die Anthologie „Schmetterlings-Symphonie: Eine Anthologie voller Fantasy und Vielfalt“.

Langsam kehrte mein Selbstvertrauen zurück und auch gesundheitlich ging es langsam bergauf.

Endlich hatte ich wieder Spaß am Schreiben.

In all der Zeit habe ich mir viele Gedanken über meine Erfahrungen, meine Wünsche und Hoffnungen diesbezüglich gemacht und dabei am Ende auch eine Menge über mich selbst gelernt. Ich will und möchte mich nicht für andere verbiegen, nur um mich dem Mainstream anzupassen. Für mich hat das nicht funktioniert. So wie ich schreibe, ist meine Art, mich auszudrücken. Es mag sein, dass das einigen nicht gut genug ist oder nicht ihrem Geschmack entspricht. Ich möchte aber meine Vision der Geschichte erzählen und nicht die eines Anderen.

Was lernte ich daraus?

Versteht mich nicht falsch, Lektorat und Korrektorat sind eine tolle Sache. Sie helfen mir, meine Geschichte zu verbessern. Und glaubt mir, in jeder Geschichte finden sich Fehler, die man ausmerzen kann. Nur sollte sich dabei niemals die Art und Weise, wie du schreibst, verändern. Habt Spaß, schreibt und lasst eure Geschichte auch verbessern, aber verliert dabei niemals eure Identität. Für manch einen mag es funktionieren, einen anderen Schreibstil zu kopieren oder aufgedrückt zu bekommen. Für mich hat es das nicht. Erst als ich zu meiner Schreibstimme zurückgefunden hatte, entstanden wieder tolle Geschichten.

Eine davon erschien in einer weiteren Anthologie: „Mehr als Worte“.

Woran schreibe ich gerade?

In meinem aktuellen Projekt dreht sich alles um Vampire. Da kommt wiedereinmal der Fantasyfan in mir durch. (Grins.) Das Buch sollte auch schon längst am Markt sein, doch die von mir dazu angefertigten Illustrationen haben länger gedauert als erwartet. Wie ihr seht, habe ich dafür sogar wieder mit dem Malen angefangen.

Mein neues Leben.

Meine Liebe zu Büchern und dem Schreiben haben mir geholfen, eine schwierige und traumatische Zeit durchzustehen, und helfen mir noch immer.

So vieles ist seitdem in meinem Leben passiert. Ich habe neue Freundschaften mit Autoren, Bloggern und Lesern geschlossen. Unendlich viel über mich, das Schreiben, Schreibprogramme, Technik und Tools gelernt und lerne täglich dazu. Inzwischen habe ich mein erstes Interview gegeben, begonnen, einen Blog zu schreiben, und mich getraut, mich auf Social Media zu zeigen. Wie ihr seht, es hat sich viel getan.

Ich liebe Bücher und das wird sich auch niemals ändern. Auf dass noch viele kreative Geschichten diese Welt erobern!